König Ramkamhaeng von Sukhothai (um 1279-1298)
Das einstige
Königreich von Sukhothai gilt als erstes bedeutendes Staatsgebilde der Thai. Mittelpunkt und Zentrum des Reichs war die Hauptstadt Sukhothai in der Zentralebene. So wie die folgenden Königreiche erhielt es den Namen
„Siam“. Der konservative
Theravada-Buddhismus fand in Sukhothais Architektur und Buddha-Bildnissen aus Bronze neuen künstlerischen Ausdruck.
König Ramkamhaeng war Sukhothais herausragendster Herrscher. Unter ihm erlebte das Reich seine Glanzzeit. Er erweiterte das Territorium und handelte Abkommen mit Nachbarstaaten aus. Doch schon im Jahr 1320 besaß es nur mehr lokal begrenzte Macht (Quelle: Dorling Kindersley, Thailand Reiseführer).
Von der Rundreise war ich müde und daher froh, nicht wieder packen und ins Auto steigen zu müssen. So ging ich den ersten Morgen in Sukhothai langsam an, genoss das Frühstück und hielt eine kleine Meditation am Zimmer. Danach erledigte ich ein paar Büroarbeiten am Computer. Das gemütliche Resort im Thai-Stil mit viel Holz liegt ruhig hinter der Straße. Der kleine
Mae Lampan River fließt langsam mitten durch die Anlage. Zur Rezeption und den Zimmern gelangt man über eine malerische rot gestrichene Holzbrücke. In der Zentralebene war es brütend heiß und daher war ich ausnahmsweise begeistert,
Sukhothai-The Legendha-Resort
dass es einen mit Salzwasser befüllten großen Swimming-Pool gab. Normalerweise meide ich Pools, aber dieser war traumhaft schön und überaus gepflegt. Das Beste war jedoch, dass ich von meinem Terrassenfenster auf eine Wiese mit Bäumen blicken konnte, wo mitten drin der
Wat Chang Lom stand. Das ganze Ensemble war nicht einmal einhundert Meter entfernt. Ich begriff langsam, dass meine Wahl hierher zu kommen, goldrichtig gewesen war. Alles an diesem Ort war ruhig und erholsam, von Stress keine Spur. Der Wat Cham Lom liegt außerhalb der alten Stadtmauern und war ehemals von Wassergräben umgeben. Eigentlich wollte ich an diesem Tag gar nichts sehen, aber der Tempel zog mich einfach an, weil er so nahe lag. Er besteht aus dem
Haupt-Chedi im glockenförmigen Ceylon-Stil, einer Gebetshalle (Vihara) mit einem zerfallenen Buddha-Bildnis, einer Ordinationshalle und weiteren untergeordneten kleinen Chedis. Abgeschlossen wird das Areal außen rundherum von einem Wall und einem Graben. Sehenswert waren auch die 32 Elefantenskulpturen, die auf den vier Seiten der quadratischen Grundfläche des großen Chedis in Schreinen stehen. Die gut erhaltene Tempelanlage war ein kleiner Vorgeschmack auf die großartigen Sehenswürdigkeiten im Historical Park, der ca. einen Kilometer entfernt liegt.
Auch am zweiten Tag ging ich es gemütlich an und plante nur einen Rundgang in Richtung Eingang
Geschichtspark. Ich wollte mir wieder ein Motorbike mieten für die folgenden Tage. Leider musste ich feststellen, dass das Frühstück mit den sonstigen Leistungen des Resorts nicht mithalten konnte. Die Auswahl war beschränkt, manche Speisen völlig zerkocht und das Service zwar freundlich, doch vollkommen ineffizient. Das war ein echter Wermutstropfen und nervte mich von Tag zu Tag mehr, zumal der Morgen nicht optimal starten konnte. Am Nachmittag machte ich mich zu Fuß auf den Weg in das Zentrum der alten Königsstadt. Der erste Tempel auf den ich von Osten kommend innerhalb der Stadtmauern traf, war der
Wat Traphang Thong. Er liegt wunderschön auf einer kleinen Insel in einem von Lotusblüten bedeckten See. Der Zugang erfolgt über kleine Holzbrücken. Der Chedi aus dem 14. Jahrhundert steht auf einem Fundament aus Laterit und ist im oberen Teil aus Ziegeln erbaut. Deutlich war der
Einfluss Ceylons zu sehen. Der Stupa ist glockenförmig und der dreistöckige Sockel symbolisiert Hölle, Erde und Himmel. Die Ringe um den Turmhelm stellen die 33 Ebenen des Jenseits dar. Ein kleiner Mondop neben dem Chedi enthält einen steinernen Fußabdruck Buddhas.
Sukhothai-Wat Traphang Thong
Die Ordinationshalle wurde im Jahr 2005 neu gebaut, nachdem sie schon vor etwa einhundert Jahren einmal restauriert worden war. Der ganze Komplex wirkte äußerst gepflegt und stimmig. Im Garten standen auf kleinen Holztäfelchen, die an Bäumen angebracht waren, einige weise Sprüche wie: „Learning is the eye of the mind“ oder „Observation is the best teacher“. Ich ging die wenigen Meter bis zum offiziellen Eingang des Parks und warf einen Blick hinein. Gegenüber gab es einen großen Verleih von Fahrrädern und auch Motorbikes wurden angeboten. Saran hatte mir vor seiner Abfahrt noch schnell einen Bekannten vorgestellt, der dort beschäftigt war und daher klappte das Anmieten des Motorbikes sehr gut. Man vertraute mir und ich bestellte das Bike nach einer kurzen Probefahrt für insgesamt vier Tage. Danach suchte ich mir ein nettes kleines Restaurant, wovon es einige gab und kostete die berühmte
Nudelsuppe von Sukhothai. Sie war zurecht sehr bekannt und ich beschloss wieder zu kommen. Am Rückweg fiel mir ein großes Straßenschild auf, das auf eine Höhle und einen Wasserfall hinwies. Ich merkte mir die beiden potentiellen Attraktionen vor. Mit dem Bike konnte ich leicht dorthin fahren.
Es war soweit, ich hatte Kraft getankt und ein neuer Tatendrang beseelte mich. Zunächst holte ich mein reserviertes
Motorbike ab und fuhr dann sofort zu einem Restaurant in der Nähe, wo ich Saran kurz treffen wollte. Der Linksverkehr war nicht wirklich ein Problem. Ich hatte mich schon seit meiner Anwesenheit in Thailand Schritt für Schritt damit vertraut gemacht. Und in dieser ländlichen Gegend rund um Sukhothai war der Verkehr so und so schwach. Saran betreute eine deutsche Reisegruppe, die den Geschichtspark besucht hatte und lud mich zum Mittagessen ein. Wir plauderten kurz und dann musste er auch schon wieder weiter. Auf jeden Fall war das eine sehr aufmerksame Geste von ihm. Danach ging es für mich los. Ich besorgte mir ein Ticket und fuhr mit dem Bike in den Park. Die zentrale Königsstadt mit vielen der bedeutendsten Ruinen ist von Schutzwällen und Wassergräben gesichert. Die meisten Besucher mieten sich ein Fahrrad für das ebene Gelände. Wollte man zu Fuß gehen, wären sicherlich an die fünf bis sechs Kilometer zurück zu legen, um alles zu sehen.
Alt-Sukhothai wurde von der
UNESCO im Jahr 1991 zum
Welterbe erklärt und liegt im Westen der heutigen Stadt. Das einstige Königreich entstand im 13. Jahrhundert aus einem abgelegenen Außenposten des Khmer-Imperiums. Die Ruinen erinnern auf eindrucksvolle Art und Weise an die damalige Zeit der Blüte. Unter der Herrschaft von König Ramkamhaeng des Großen stieg Sukhothai zur führenden Macht des gesamten
Menam-Beckens auf. Die Anlage ist heute die am besten erhaltene historische Sehenswürdigkeit Zentralthailands. Die anhaltenden Restaurierungsarbeiten in der Ruinenstätte gewähren einmalige Einblicke in die Blütezeit der thailändischen Kunst und Kultur. Insgesamt stehen in Alt-Sukhothai auf einer Gesamtfläche von rund siebzig Quadratkilometern an die vierzig Tempelanlagen. Das Muster der Anlage folgt dabei einem exakten Plan, der auch in anderen bedeutenden Städten Thailands zu erkennen ist. Ein großer zentraler Wat-Komplex ist umgeben von konzentrisch angeordneten Mauern, Flussläufen, Gräben, Reisfeldern und bewaldeten Bergen in der weiteren Umgebung.
Mit dem Bike war die Besichtigung ein Kinderspiel und ich konnte mich auf das Wesentliche konzentrieren. Zu Beginn empfing mich der neben dem Eingang befindliche
Wat Mai und das
Denkmal von König Ramkamhaeng des Großen. Der gesamte Park war saftig grün und überall gibt es Teiche und Wassergräben. Vor dem Monument des Königs liegt ebenfalls ein schöner Teich, der zusätzlich Pracht verleiht.
Ein besonders idyllisches Beispiel einer schönen historischen Ruinenstätte ist der nordwestlich vom zentralen Heiligtum gelegene
Wat Sa Si. Er ist von einem See umgeben und nur über Holzbrücken zu erreichen. Der glockenförmige Chedi erinnert an den Einfluss Ceylons. Er besteht aus einer gemeinsamen Versammlungshalle der Mönche und Laien (Viharn) und der Ordinationshalle in der Mitte zur Ausübung religiöser Handlungen im heiligen Bezirk. So „arbeitete“ ich mich langsam von Wat zu Wat voran, bis ich das Hauptheiligtum erreicht hatte, den
Wat Mahathat. Diese bedeutendste Tempelanlage war das spirituelle Zentrum des Sukhothai-Reichs und liegt im Herzen der Stadt. Der zentrale lotusförmige Chedi im Sukhothai-Stil war zeitweise von bis zu zweihundert untergeordneten Chedis umgeben. Entlang des quadratischen Sockels des Hauptchedis läuft ein Gipsfries mit 168 betenden schreitenden Mönchen in einer Prozession um das Heiligtum. Zu beiden Seiten stehen zusätzlich zwei zwölf Meter hohe Buddha-Statuen. Vom Haupt-wihan sind noch Säulen und ein großer sitzender Buddha erhalten. Alleine für die Besichtigung dieses Teils benötigte ich geraume Zeit, da hinter jede Ecke neue Entdeckungen zu machen waren. Wenn man hier nur schnell vorüber zieht, lassen sich die vielen schönen Details nicht erkennen.
Danach ging es mit einigen kleineren Ruinengebäuden weiter, die allesamt ihre einzigartigen Besonderheiten aufzuweisen hatten. Der
Wat Traphang Ngoen beispielsweise zeichnet sich durch einen lotusförmigen Chedi aus, der
gegen die Spitze vier Nischen für stehende und schreitende Buddha-Figuren aufweist. Besonders aufgefallen war mir der
Wat Si Sawai im südwestlichen Bereich mit seinen drei im Khmer-Stil errichteten prang. Diese stammen aus der Zeit zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass sie noch vor der Herrschaft der Thai über Sukhothai entstanden sind. Der einstige Hindu-Tempel wäre dann später in einen buddhistischen umgewandelt worden. Nach gut drei Stunden intensiver Betrachtung verließ ich die einmalige historische Stätte wieder und fuhr mit dem Bike nach außerhalb der alten Stadtmauern Richtung Westen. Hier liegen wenige Kilometer entfernt am Fuß und am Gipfel einer Hügelkette weitere Ruinengruppen, von denen ich zwei besuchte. Der kurze über grobe Steine führende Aufstieg zum
Wat Tham Hip Lang bescherte mir dabei einen Vorgeschmack auf die zahlreichen anderen am Hügel liegenden Anlagen. Durch die enorme Hitze entwickelte sich die Wanderung zu einer ordentlichen Anstrengung. Dann wurde es am Himmel immer finsterer und ich befürchtete, dass ein Gewitter herannahen könnte. Ich hatte mich in der Zwischenzeit doch ein Stück vom Hotel entfernt und trat in der Folge den Heimweg an. Es begann ein wenig zu tröpfeln, aber ich kam gut zurück.
Anreise Sai Roong Wasserfall, Tempel am Hügel
Mit dem Motorbike in meinen Händen war ich weitaus beweglicher und startete am nächsten Tag gleich eine neue Erkundungstour. Ich nahm mir vor, den auf der großen blauen Straßentafel angezeigten
Sai Roong Wasserfall zu suchen. In den Karten und Reiseführern gab es keinen Hinweis darauf, daher folgte ich der Beschilderung auf der Straße. Es war neuerlich sehr heiß. Ringsum überall strahlend leuchtendes Grün der Reisfelder und dahinter im Westen die Berge mit dem
Ramkamhaeng-Nationalpark. Allein für diese Aussicht hatte sich die Fahrt bereits gelohnt. Ich fuhr eine endlose gerade Straße immer weiter. Dann wieder ein Hinweis, aber ich musste mehrmals fragen. Die Leute kannten die angebliche Sehenswürdigkeit offenbar nicht. Ich fuhr nach Gefühl weiter. Neuerlich ein Hinweisschild und ein brauchbarer Tip eines Einheimischen. Die Kilometerangaben stimmten allesamt nicht, ich hätte schon mehrfach angelangt sein müssen. Es ging immer wieder bei 10 Kilometer los. So ist das in Asien. Schließlich erreichte ich den Fuß der Berge, hier musste es sein. Ich stellte mein Bike an einem bewaldeten Parkplatz neben einem Haus in der Einöde ab. Ein einzelner Mann deutete in eine Richtung. Mich überkam ein seltsames Gefühl. Auf einem Holzschild stand nur zu lesen, dass es hier zum Ursprung des Wasserfalls ginge, sonst nichts. Ich marschierte los.
Rückfahrt Sai Roong Wasserfall, Weißer Tempel
Ein kleiner Dschungelweg führte mich. Die Urwaldgeräusche nahmen zu, von Wasser war nichts zu bemerken. Es wurde steiler und ich musste teils entlang eines ausgetrockneten Bachbettes gehen. Nach einer halben Stunde hatte ich genug. Der Aufstieg wurde immer mühsamer, ich war allein im Nirgendwo und von einem Wasserfall war nichts zu sehen oder zu hören. Ich drehte um und machte mich mit dem Bike aus dem Staub. Dieser Hinweis war eine Irreführung, ich war enttäuscht. Ein streunender Hund lief mir nach, erfolglos. Dennoch hatte ich während der rund fünfzig Kilometer langen Anfahrt zum „Wasserfall“ viel gesehen und mir einige Besichtigungen für die Rückfahrt aufbehalten.
Wenige Kilometer von den Bergen entfernt stand auf einem von Reisfeldern umgebenen bewaldeten Hügel ein
auffälliger Tempel. Ich parkte mein Bike in der Einfahrt und ging die steilen Stufen hinauf. Zwei alte Mönche hießen mich willkommen und erlaubten mir Fotoaufnahmen. Ich schaute mich eine Weile um. Ein Hund streunte um mich herum. Die kleine Anlage war zwar architektonisch nichts Besonderes, doch die ganze Situation und der Platz waren sehr wohl bemerkenswert. An diesen verlassenen Ort verirrt sich maximal alle hundert Jahre ein Tourist. Dann bedankte ich mich und fuhr weiter.
Rückfahrt Sai Roong Wasserfall, klassische Tempel
Die Gegend war saftig grün und es machte Spaß, mit dem Motorbike zu cruisen. An einer Kreuzung lag ein Dorf. Direkt vor mir erhob sich ein Hügel und oben stand ein
weißer Tempel mit
weißem Chedi. Auch hier machte ich einen kurzen Blick hinauf und sah im Inneren eine liegende Buddha-Statue ebenfalls in weißer Farbe. Es fanden gerade Restaurierungsarbeiten statt. Als ich eintraf, war aber weit und breit niemand zu sehen. Ich kam wieder auf die Hauptstraße und gab ein wenig Gas. Zwei
riesige klassische Tempel waren mir bei der Herfahrt neben der Straße aufgefallen. Diese besuchte ich noch. Sie standen innerhalb eines größeren mit einer Mauer umgebenen Areals und waren verschlossen. Prächtige Einfahrtstore unterbrachen die Mauer. Auch hier war niemand zu sehen. Die Dächer wurden von einer Taubenplage heimgesucht. Dadurch waren wesentliche Bereich stark verunreinigt und der dekorative Eindruck verwischt. Es war mir schon öfter aufgefallen, dass nahezu maßlos an allen möglichen Orten neue Tempelanlagen gebaut wurden, doch dass, wenn es um die Instandhaltung und Reinigung ging, Vieles liegenblieb. Auch das ist Asien. Es gab noch ein großes teilweise offenes Hauptgebäude, das offensichtlich für die Mönche gedacht war. Insgesamt war bedingt durch die Verschmutzung der Gesamteindruck kein guter, obwohl es zahlreiche wunderbare Details zu sehen gab. Ich fuhr zurück nach Sukhothai und legte mich an den Hotelpool.
Die Tage in Sukhothai verliefen schön und entspannend. Es gab wenig Verkehr, die Gegend war ländlich, die Menschen freundlich und alles ging ruhig voran. Einzig die brütende Hitze war bemerkenswert. Neben dem Historischen Park, der von einer 6800 Meter langen Stadtmauer und Gräben umgeben ist, liegen in allen vier Himmelsrichtungen noch
äußere Stätten. Die verschiedenen Schutzgräben dienten bei Hochwasser auch als Abflusskanäle. Ich beschloss, die Tempel im Süden und im Westen zu besuchen. Es war der 30. August und mein fünfter Tag in Sukhothai. Zunächst warf ich von außen einen Blick in das Ramkamhaeng Nationalmuseum, das gegenüber dem Haupteingang des Geschichtsparks liegt, konnte mich aber nicht entscheiden, hinein zu gehen. Mit dem Bike fuhr ich weiter durch das ehemalige
Namo Gate im Süden, eines der vier Tore der alten Stadt. Ein wenig vorgelagert waren die Reste eines ehemaligen Wachpostens zu sehen. Touristen gab es keine und auch nur wenig Einheimische. Entlang der Straße standen ein paar schöne Teakholz-Wohnhäuser. Insgesamt stehen noch vier südliche Ruinen auf flachem Terrain teils von Bäumen geschützt. Der interessanteste und besterhaltene Tempel davon ist
Wat Chetuphon. Sein auffälligstes Merkmal sind die Relikte vier großer Buddha-Figuren in verschieden Positionen (sitzend, liegend, stehend und gehend),
die in einem Mondop jeweils in offenen Nischen untergebracht waren. Der Tempel ist von einem schönen Wassergraben und einer ein Meter hohen Ziegelsteinmauer umgeben. Im
Wat Chedi Si Hong säumen Elefanten die Basis des Chedi. Durch die wiederkehrenden Besuche entwickelte ich langsam ein Gefühl für die Tempel und konnte viel mehr Details als zu Beginn wahrnehmen.
Ich nahm den gleichen Weg zurück, verließ aber die befestigte Königsstadt sogleich wieder durch das
Or Gate im Westen. Ziel waren die Tempel auf der Hügelkette, von denen ich schon einen gesehen hatte. Insgesamt besuchte ich weitere neun Anlagen, viele davon am Hügel, wo ich jeweils hinauf und hinunter steigen musste. Bei der prallen Sonne war diese Tour ziemlich schweißtreibend. Der bedeutendste und für mich auch schönste Tempel innerhalb dieser Ruinengruppe war der
Wat Saphan Hin. Am Gipfel thront in diesem Heiligtum eine 12,5 Meter hohe Buddha-Figur, die bereits von unten eindrucksvoll zu sehen ist. Entlang des steinigen Weges hinauf steht ein kleiner hübscher Chedi im Lotusblüten-Stil. Vom ungefähr 200 Meter hohen Hügel konnte ich einen weiten Ausblick ins flache Land genießen. Angeblich ritt König Ramkamhaeng der Große immer wieder auf einem weißen Elefanten zu diesem Tempel, um ein Buddha-Bildnis zu verehren.
Am letzten Tag meines Sukhothai-Aufenthalts wollte ich noch einmal die Gegend erkunden. Neuerlich folgte ich einem blauen Straßenschild mit Entfernungsangaben zu einer Höhle und einem Wasserfall.
Ich nahm in Kauf, dass es gar keine richtige Höhle gab oder der Wasserfall wieder nur ein Rinnsal war. Doch auf diese Weise lernte ich Land und Leute kennen und kam in Gegenden, die ich sonst nicht gesehen hätte. Außerdem machte es Spaß, mit dem Motorbike bei heißen Temperaturen und auf einsamen guten Straßen herum zu fahren. Ein kleiner Tempel war neben der Straße zu sehen. Die taubengeplagte Anlage war wieder ein Beispiel dafür, etwas zu errichten und sich danach nicht mehr wirklich darum zu kümmern. Wenige hundert Meter weiter endete die Straße abrupt und ich war bei der
Phra Mae Ya Höhle angelangt. Dahinter begannen bereits der Wald und das Bergland. Die „Höhle“ bestand aus nicht mehr als einem riesigen Felsen unter dessen Vorsprung ein Altar aufgebaut worden war. Von einer richtigen Höhle war weit und breit nichts zu bemerken. Mich störte das nicht und ich betrachtete die kleinen Geisterhäuser, die Vasen, Blumen, Attrappen von Elefantenstoßzähnen und den sonstigen üblichen Kitsch solcher Stätten. Drei oder vier Leute und ein alter Mönch waren an diesem einsamen Platz anwesend. Er stammelte irgendetwas Unverständliches. Wahrscheinlich wollte er Geld wie üblich, ich ignorierte ihn einfach.
Den Wasserfall zu finden, war in der Folge schon etwas schwieriger, da wie so oft an wichtigen Kreuzungen die Hinweisschilder fehlten. Mit Geduld und Intuition fand ich ihn schließlich nach einer kurzen Irrfahrt doch. Der
Lam Kleao Wasserfall befindet sich innerhalb des Ramkamhaeng Nationalparks, was durch ein Holzschild beim Parkplatz ersichtlich war. Neben dem Parkplatz liegt ein herrlicher
kleiner See und dahinter steigt der Wald ins Gebirge. Hier waren auch viele Einheimische, die gleich wissen wollten, woher ich kam. Nur mit dem Englisch hatten sie so ihre Probleme. Immerhin konnten sie mir mitteilen, wohin ich gehen musste. Der eigentliche Wasserfall war noch etwa einen Kilometer entfernt.
See bei Lam Kleao Wasserfall
Ich folgte einem schönen Wanderweg unter Bäumen entlang des Sees. Später ging es ins Dickicht und ein kleiner Bach war mehrmals zu queren. Eine Gruppe von Jugendlichen hatte sich vor mir auf den Weg gemacht. Ich ahnte schon, dass es gar keinen Wasserfall im eigentlichen Sinne geben würde. Dennoch ging ich den immer mühsamer werdenden Pfad über große Felssteine und nasses Terrain weiter. Schließlich stieß ich auf die Gruppe, die sich auf großen Felsbrocken nieder gelassen hatte. Daneben rann ein kleiner Bach mit leisem Geräusch talwärts. So schaut also für die Thailänder ein Wasserfall aus, der mit großen Hinweistafeln angekündigt wird. Ich plauderte kurz mit den jungen Leuten, machte ein paar Fotos und ging wieder. Es war feucht-heiß und ich schweißgebadet. Die Rückfahrt ins Resort durch die schöne Landschaft machte Spaß. Ich gab mein Motorbike zurück und spazierte rund einen Kilometer zu meinem Hotel. Insgesamt hatte ich mit dem Bike an die 220 Kilometer zurückgelegt. Den Rest des Nachmittags verbrachte ich am Pool. Abends war ich vom Hotel zu einem Dinner eingeladen. Ich war gespannt, ob das Abendessen besser schmeckte als das unkreative zerkochte spartanische Frühstück. Ein heftiges Gewitter zog genau zu dem Zeitpunkt heran, als ich losgehen wollte. Mit einem Schirm schaffte ich es dennoch. Ich war überrascht, wie viele Leute im Restaurant saßen. Das hätte ich mir nicht gedacht. Es gab sogar eine Tanz- und Musikdarbietung auf einer eigenen Bühne. Das ganze Resort inklusive der Holzbrücke über den Fluss war trotz des starken Regens wunderschön beleuchtet. Es sah alles richtiggehend romantisch aus. Ich bekam eine Unzahl von Gängen serviert. Es wurde zwar keine Haubenküche angeboten, aber die gereichten Speisen mundeten mir deutlich besser als das schreckliche Frühstück.